Kurzbeschreibung
„Sind Sie für oder gegen das neue Konzept? Aus welchen Gründen?“ Für oder gegen – manche Diskussionen bewegen sich zwischen diesen beiden Polen. Manchmal fällt es schwer, sich eindeutig zu positionieren: das eine Argument ‚dafür‘ teilen Sie, aber Sie haben auch Verständnis für Aspekte, die die ‚Gegenseite‘ einbringt?
Für eine geistliche Entscheidung braucht es als erste Voraussetzung den ungeschminkten, klaren Blick auf die Realität. Ignatius empfiehlt: Schreiben Sie zu jeder Alternative auf, was jeweils dafür und was dagegen spricht. Darunter sind gewiss Argumente, die Ihnen behagen, wie auch solche, die Ihnen nicht angenehm sind oder die in Ihnen direkt auf Ablehnung stoßen. Dennoch: nehmen Sie sie auf in Ihre Liste. Vielleicht tauchen weitere Alternativen auf, die Sie in der gleichen Weise einer Prüfung auf Vor- und Nachteile, auf Pro und Contra unterziehen.
Das Sammeln von Pro und Contra ist erst der Anfang der Entscheidungsfindung. Welche Empfindungen, Gefühle, Stimmungen, Gedanken lösen die unterschiedlichen Argumente und Aspekte in Ihnen aus. Es stellen sich zusätzlich Fragen wie: Wer ist von der Entscheidung betroffen? Was ist der Preis für die eine oder andere Lösung? Wie passt die Möglichkeit zu unserem Gesamtziel? Bei Entscheidungen, die in einem Gremium, einer Gruppe zu treffen sind, werden die Überlegungen der Einzelnen jeweils ergänzt durch die Wahrnehmungen, Gesichtspunkte der anderen. Erst nach längerem einander Zuhören, Sammeln von Aspekten, Wahrnehmen der eigenen Empfindungen, nach Gebet mit all dem, nach Mitteilen der Bewegungen reift eine Entscheidung.
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Übungen für Einzelne
Sich an eine Entscheidung heranpirschen
Bei einer anstehenden Entscheidung legen Sie mehrere Listen in Ihrem Zimmer aus. Über längere Zeit können Sie immer wieder Argumente jeweils für und gegen eine der Alternativen eintragen.
- Welches der Argumente liegt mehr auf der Linie Ihrer Grundwerte? Welcher Gesichtspunkt verspricht Ihnen Lebendigkeit und Freiheit? Welcher Aspekt ängstigt Sie?
- Wenn sich eine Entscheidung nahelegt, leben Sie einen Tag jeweils mit einer der Alternativen. Was bewegt sich in Ihnen? Was führt zu mehr Beziehung zu sich selbst, zu anderen, zu Gott?
Zu zweit kommt man weiter
Wenn vermutlich alle Argumente für und wider im Raum sind, lohnt sich eine Übung, die Sie mit einer Person in Ihrer Vorstellung, durchführen. Sie sitzen auf dem einen, die andere Person (eine sehr gute Freundin, ein guter Freund, jemand, dessen Rat Sie schätzen) auf dem anderen. In Ihrer Vorstellung ergibt sich ein lebendiger Schlagabtausch - die eine Person bringt alle Argumente pro auf, die andre contra - jeweils unahängig davon, in welche Richtung sie tendieren. Nach 7 Minuten wechseln die Positionen.
Welche Argumente sind dazu gekommen? Wie fühlen sie sich an? Verändert sich etwas an der Position, die Sie vorher eingenommen haben?
Übungen für Gruppen
Jetzt wird's ernst
Vereinbaren Sie klar die Entscheidungsfrage, z.B. „Sollen wir unseren Kirchenchor als Projektchor weiterführen?“
- In einigen Minuten der Stille überlegt jede Teilnehmerin/jeder Teilnehmer, welcher Grund dafür, welcher Grund dagegen spricht. Es mag helfen, sich zu fragen: welche Argumente für oder wider werden Gemeindemitglieder in dieser Frage einbringen?
- Runde1: Jede Person nennt mindestens einen Grund, der ‚dafür‘ spricht. Jede soll einen Grund nennen, unabhängig davon, ob sie selbst dieser Meinung ist.
- Runde 2. Jede Person nennt einen Grund, der ‚dagegen‘ spricht, unabhängig von ihrer eigenen Meinung.
- Nach dem Anhören folgt eine Zeit der Stille zum Wahrnehmen, welche Empfindungen, Gefühle sich eingestellt haben. Darüber folgt eine weitere Runde des Austauschs, bevor anschließend in einem Gespräch die Entscheidung getroffen wird.
Jetzt geht es um uns selbst
Finden Sie als Gruppe 2 bis 4 Elemente, die Sie in Ihr Leben und Arbeiten als Gremium, Gruppe aufnehmen wollen, um selbst als geistliche Gemeinschaft zu wachsen. Die Schritte unter der 1. Übung sind dafür Orientierung.
Bibel/Gebet/Weisheit
Gebet
Entscheiden heißt oft: wenigstens ein Stück vom Leben wagen > download
Mut zum Unvollkommenen > download
Weisheit
„Das Christentum setzt nicht auf blinden Gehorsam, sondern auf waches Verstehen.
Der Glaube ist nicht verkopft. Er weitet und erfüllt das Herz,
mit dem der Bibel zufolge jedoch nicht nur gefühlt, sondern auch gedacht und gebetet wird.“
(Thomas Söding)
Du kannst Dir nicht alle Türen offen halten > download
Nur nützlich? > download
Was nähre ich? > download
Und beides ist in mir > download
In einem Dilemma > download
Wie sammle ich Erfahrungen? > download
Es entscheidet sich manchmal erst kurz vorher > download
Was sagt Ignatius dazu?
Zur Orientierung für jeden Einzelnen und jede Gemeinschaft kann bei Entscheidungen ein Abschnitt aus dem Exerzitienbuch des Ignatius von Loyola dienen > download
Dass es Schwierigkeiten gibt, ist sehr gewöhnlich bei Unternehmungen, die von großer Bedeutung für den Dienst und die Ehre Gottes sind.
Brief an Teresa Rejadell vom Oktober 1547
In diesem Leben ist uns eine Sache soweit gut, als sie uns für das andere, ewige hilft und soweit schlecht, als sie uns behindert.
Brief an Arcanio Colonna vom 15.4.1543
Literatur
FILM: Ein ganzes halbes Jahr, Beschreibung>download
FILM: Von Menschen und Göttern, Beschreibung > download
FILM: Ein verborgenes Leben, Beschreibung > download