Einleitende Worte zum Schlussdokument (s. Projects 170)

Das Schlussdokument des Welttreffens in Buenos Aires ist kein “Schluss-“Dokument… Und vielleicht sollten wir es
nicht einmal als “Dokument” bezeichnen, denn es ist eher eine Erzählung. So gibt es zwei ausgezeichnete Gründe, sich
mit Neugierde daran zu machen es zu lesen.

Wir glauben, dass die anfängliche Eingebung eine Inspiration war

Das Welttreffen 2018 begann Gestalt anzunehmen, zumindest in den Köpfen der Mitglieder des
Weltvorstandes 2013-2018, als wir eine Gnade formuliert hatten, die es wert war, sie im Glauben und
mit Entschlossenheit zu erbitten: „Wir ersehnen mehr Tiefe und eine intensivere Verbindung von
Spiritualität, Gemeinschaft und Sendung, um unser GCL Charisma in der Welt von heute zu leben.”
(Projects 168)
Vertiefen und zusammenführen, was schon deutlich genug als unser Charisma benannt war!? Dieser
Vorschlag war mutig, denn er setzte uns dem Vorwurf einer eitlen, ja narzisstischen Wiederholung aus.
Dennoch haben wir diesen Vorschlag für die Gnade, die wir erbitten wollten, aufgegriffen, denn wir
spürten, dass der Geist Gottes der GCL jetzt etwas über ihre Identität, ihre Berufung und ihre Sendung
als apostolische, ignatianische Gemeinschaft von Laien mitteilen wollte.

Der Geist arbeitete in uns, und wir ließen es zu . . . mit all unserer Kraft

Wir trauten uns zu bestätigen, dass die GCL eine Gabe für die Kirche und die Welt ist. Wir mussten
uns aber noch ernsthafter mit der Bedeutung und vor allem den Konsequenzen dieser Aussage
auseinandersetzen.
Auf dem Hintergrund der wiederholten Aufrufe von Papst Franziskus fühlten wir uns natürlich sehr
angesprochen vom Thema Unterscheidung und insbesondere von der Unterscheidung in Gemeinschaft.
Statt Unterscheidung als „Gegenstand“ zu behandeln, wollten wir eine Unterscheidung in
Gemeinschaft in Echtzeit ausprobieren, mit 204 Delegierten aus mehr als siebzig Ländern. Wir hatten
ein klares methodisches Konzept, aber kein Sicherheitsnetz.
In fast allen von uns regte sich auf die eine oder andere Weise Widerstand oder wir wurden mit
Zweifeln konfrontiert und damit auch mit der Versuchung, die Kontrolle wieder selbst übernehmen zu
wollen. Aber die Versammlung als Ganze war zu einem außerordentlichen Akt des Glaubens fähig und
hat durchgehalten, im Vertrauen auf Gott. Wir haben zweifellos erfahren, was wir so oft beten: „Nimm,
Herr, und empfange unsere ganze Freiheit, unser Gedächtnis, unseren Verstand und unseren ganzen
Willen“.

Das „Schlussdokument“ ist untypisch, aber stimmt mit der anfänglichen Eingebung und der
Erfahrung, die wir gemacht haben, überein

Natürlich öffnet uns das Schlussdokument eines jeden Welttreffens auf die Zukunft hin. Auf diesem
Hintergrund ist das Dokument, das uns helfen wird, aus dem Schwung des Welttreffens von Buenos
Aires Nutzen zu ziehen, noch weniger ein „Schluss“-Dokument als bisherige. Wenn wir Grund haben
zu glauben, dass der Geist Gottes geweht hat, werden wir Zeit brauchen, um den Text zu entfalten.
Dies lädt uns zu einem intensiven Bemühen, ihn zu verstehen und auszubuchstabieren – so
herausfordernd wie das Dokument selbst.
Es ist eine Erzählung. Die Geschichte einer Reise, die, noch bevor sie zu einem Ziel führt, selbst zum
Ereignis wird – im Sinn einer bedeutsamen Erfahrung. Das Wort „Erfahrung“ kommt im Text
zehnmal vor. Deshalb empfehlen wir euch, den Text gemeinsam zu lesen, am besten, indem ihr das
persönliche Zeugnis eurer Delegierten hört. Es wäre gut, nicht nur die Formulierungen, sondern auch
zwischen den Zeilen zu lesen. Wir schlagen auch vor, den Text in einem größeren Zusammenhang zu
betrachten: mit dem Brief zur Ankündigung des Welttreffens (4. Brief des Weltpräsidenten an die
Weltgemeinschaft vom Mai 2017) sowie Projects 168 und 169. Diese vorbereitenden Dokumente geben
Aufschluss über den ganzen Prozess, sowohl was den roten Faden angeht als auch die Anpassungen,
die vorgenommen wurden.

Weitere Hilfsmittel, die noch kommen werden

Um das unbedingt notwendige wiederholte Lesen zu unterstützen, wird der neu gewählte Weltvorstand
ein Progressio Supplement herausgeben. Dieses Supplement (Nr. 74) wird nicht nur die Beiträge der
Gastredner dokumentieren, sondern auch eine grundlegende Erläuterung des Prozesses sowie einige
Elemente der Methode, mit der wir durch den Unterscheidungsprozess in Gemeinschaft geführt
wurden.
Darüber hinaus wird die nächste Ausgabe von Projects (Nr. 171), in Vorbereitung auf den Welt-GCLTag
am 25. März 2019, die ganze Gemeinschaft einladen, sich aktiv an unserem Bemühen zu beteiligen,
den Ruf zu verstehen, den wir beim Welttreffen vernommen haben. Es geht darum, einerseits einen
Ruf zu vernehmen, der universal ist, und uns andererseits konkret in einem speziellen Kontext zu
engagieren.

[...]

Für den ganzen Weltvorstand
Denis Dobbelstein, Präsident der Welt-GCL

 

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